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3D-Druck ist längst nicht mehr nur eine Spielerei oder eine Nischenlösung für Entwickler. Inzwischen hat sich die additive Fertigung als ernstzunehmende Technologie in der Industrie etabliert. Große Unternehmen wie BMW, Siemens, Volkswagen oder Airbus nutzen 3D-Druck nicht nur für Prototypen, sondern zunehmend auch in der Serienproduktion, im Ersatzteilmanagement und im Werkzeugbau.

In diesem Beitrag erfahren Sie anhand konkreter Anwendungsbeispiele, wie führende Industriekonzerne den 3D-Druck gezielt einsetzen, um reale Probleme zu lösen.
Dazu zählen unter anderem lange Lieferzeiten, hohe Werkzeugkosten oder mangelnde Flexibilität in der Produktion. Sie erhalten Einblicke in die eingesetzten Verfahren, verwendeten Materialien und die konkreten Vorteile, die additive Fertigung im industriellen Alltag mit sich bringt.

BMW – 3D-Druck vom Prototyp zur Serienlösung

Die BMW Group nutzt den industriellen 3D-Druck bereits seit über 30 Jahren. Was einst mit Prototypenteilen begann, ist heute fester Bestandteil der Serienfertigung. Besonders deutlich wird das am Mittelkonsolenträger eines Fahrzeugs, der vollständig additiv gefertigt wird. In Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer IGCV und GKN Additive entstand dabei das bisher größte 3D-gedruckte Polymerbauteil, das BMW jemals in einem Serienfahrzeug verbaut hat.

Durch den Einsatz des Lasersinterverfahrens konnte das Bauteil leichter konstruiert werden, ohne dabei Einbußen bei der Stabilität hinzunehmen. Die Produktion erfolgt auf einer automatisierten Fertigungslinie mit hoher Wiederholgenauigkeit und integrierter Qualitätssicherung.

  • Größtes 3D-gedrucktes Kunststoffbauteil in einem Serienfahrzeug
  • Bis zu 20 Prozent leichter als herkömmlich gefertigte Varianten
  • Produktion auf automatisierter Additivlinie
  • Verfahren: Roboter FDM

     

BMW center console supports in comparison: Top conventionally manufactured, bottom 3D-printed version made of polymer material, manufactured using the extrusion-based FDM process for series production

Source: cnc-technik.de

Siemens – Leichtbaulösungen für nachhaltige Robotik

Siemens zählt zu den führenden Unternehmen im Bereich der industriellen additiven Fertigung. Ein aktuelles Beispiel ist die Entwicklung eines leichten und funktional optimierten Greifers für den Einsatz in der Batteriemontage. Dieser wurde aus PA12 gefertigt und so gestaltet, dass er trotz seiner geringen Masse die mechanischen Anforderungen vollständig erfüllt.

Durch das reduzierte Gewicht des Greifers konnten kleinere Roboter eingesetzt werden, was zu erheblichen Energieeinsparungen führt. Die Herstellung erfolgte im FDM Druckverfahren und ist auch auf kompakten Desktop-Druckern umsetzbar.

  • Greifer aus PA12 mit funktionsoptimiertem Design
  • Über drei Tonnen CO₂-Einsparung jährlich durch leichtere Roboter
  • Kosten unter 150 Euro pro Greifer
  •  Produktionszeit unter 20 Stunden

     

Comparison of two KUKA robots with different grippers handling battery boxes: on the left, a conventional gripper with higher CO₂ emissions; on the right, a 3D-printed lightweight gripper from Siemens made of FDM-printed PA12, which saves over three tons of CO₂ per year and enables smaller robots with 50 percent less energy consumption.

Source: Siemens.com

Volkswagen – Metallteile in Serie mit HP Metal Jet

Volkswagen setzt den 3D-Druck bereits seit den frühen 2000er Jahren ein. Ursprünglich vor allem im Prototypenbau genutzt, geht das Unternehmen heute deutlich weiter: Mit der Einführung der HP Metal Jet Technologie fertigt VW funktionale Metallteile direkt für den Serieneinsatz.

Ein besonders öffentlichkeitswirksames Projekt war die Produktion von 10.000 ID.3-Modellen im Miniaturformat – vollständig aus Metall gedruckt. Die neue Technologie ermöglicht individuelle Bauteile ohne Werkzeugkosten und verkürzt Entwicklungszeiten erheblich.

  • Fertigung von Funktionsteilen mit HP Metal Jet
  • 10.000 gedruckte Metallmodelle zur Markteinführung
  • Deutlich reduzierte Entwicklungszeiten
  • Ideal geeignet für Kleinserien und individuelle Lösungen

     

3D-printed miniature model of the VW ID.3 under a microscope, representative of Volkswagen's additive manufacturing process, in which 10,000 metal models were produced using HP Metal Jet technology as part of a market launch pilot project.

Source: 3D-grenzenlos.de

Airbus – Strukturbauteile aus dem 3D-Drucker

Airbus nutzt additive Verfahren inzwischen routinemäßig für strukturelle Komponenten in Flugzeugen. Ein aktuelles Beispiel sind Abstandshalterplatten im Kabinenbereich, die traditionell gefräst wurden. Durch den 3D-Druck konnten nicht nur Werkzeuge eingespart, sondern auch erhebliche Gewichtsvorteile realisiert werden.

Verwendet werden Hochleistungsmaterialien wie PEEK und Titan, die den strengen Anforderungen in der Luftfahrt genügen. Ein Meilenstein in der Anwendung war die Herstellung des ersten additiv gefertigten Metallteils im Weltraum – an Bord der Internationalen Raumstation ISS.

  • Einsatz von PEKK und Titan für hochbelastbare Flugzeugteile
  • Gewichtsreduktion und geringerer Montageaufwand
  • Fertigung ohne konventionelle Werkzeug
  • Erstes 3D-gedrucktes Metallbauteil im All

     

Topology-optimized, 3D-printed bracket made of PEEK for use in aircraft construction at Airbus, developed for weight reduction and functional integration in the cabin structure.

Source: materialise.com

Bosch – Serienteile und Vorrichtungen aus dem 3D-Drucker

Bosch hat ein eigenes Metall-3D-Druckzentrum eingerichtet, das mit einem Investitionsvolumen von sechs Millionen Euro zu den leistungsstärksten seiner Art in Europa zählt. Hier werden komplexe Metallbauteile für Sensoren, Gehäuse und mechanische Komponenten gefertigt.

Zudem nutzt Bosch den 3D-Druck für die interne Produktion von Betriebsmitteln und Vorrichtungen. Die Kombination aus FDM- und SLS-Verfahren ermöglicht schnelle Reaktionszeiten bei Kleinserien und kundenindividuellen Anforderungen.

  • Modernes Metall-3D-Druckzentrum für Serienfertigung
  • Komplexe Bauteile ohne Werkzeuge realisierbar
  • Vorrichtungen kurzfristig intern herstellbar
  • Reduzierte Lagerhaltung durch bedarfsorientierte Fertigung

     

Metal 3D printing production at Bosch: Series production of highly complex metal components using the powder bed process, an example of the use of additive manufacturing in automation and sensor technology.

Source: Bosch-presse.de

Daimler Buses – Ersatzteilversorgung durch digitale Lager

Daimler Buses stand vor der Herausforderung, Ersatzteile für ältere oder seltene Modelle wirtschaftlich bereitzustellen. Die Lösung: Ein digitales Ersatzteillager in Kombination mit zertifizierten 3D-Druckpartnern weltweit.

Statt physische Lager zu unterhalten, werden Ersatzteile bei Bedarf lokal additiv gefertigt. Dies reduziert nicht nur Lagerkosten, sondern auch die Ausfallzeiten von Fahrzeugen erheblich. Die Qualität entspricht dabei vollständig den Standards der Serienproduktion.

  • Digitales Ersatzteillager mit dezentraler Fertigung
  • Certified partners can be used worldwide
  • Reduced logistics costs and shorter delivery times
  • Up to 75 percent faster availability

     

3D-printed metal spare parts from Daimler Buses, manufactured using laser melting for decentralized on-demand production of hard-to-find components for commercial vehicles.

Source: mercedes-benz-bus.com

Ford – Agile Fertigung durch eigenes 3D-Druckzentrum

Ford betreibt seit 2022 ein modernes 3D-Druckzentrum, in dem Vorrichtungen, Werkzeuge und Prototypen entstehen. Über eine unternehmensinterne App können Mitarbeitende Hilfsmittel direkt anfordern. Diese werden dann im FDM- oder SLS-Verfahren hausintern gefertigt.

Ein weiterer Innovationsschritt ist der Einsatz mobiler Roboter, die den Druckvorgang automatisieren. So werden Durchlaufzeiten verkürzt und die Reaktionsfähigkeit innerhalb der Produktion deutlich erhöht.

  • Digitale Werkzeuganfrage und hausinterne Fertigung
  • Automatisierte Druckprozesse durch Robotik
  • Schnelle Umsetzung von Prototypen
  • Mehr Agilität in Entwicklung und Serienfertigung

     

Industrieroboter von KUKA im Einsatz bei Ford zur Herstellung großformatiger Kunststoffbauteile im 3D-Druckverfahren, begleitet von technischer Fachbesprechung zur Prozessoptimierung in der Fertigung.

Source: media.ford.com

Fazit

Diese sieben Beispiele zeigen deutlich, dass 3D-Druck in der Industrie längst kein Experiment mehr ist. Ob bei der Herstellung komplexer Strukturteile, der Optimierung von Betriebsmitteln oder der digitalen Ersatzteilversorgung – additive Fertigung bietet konkrete Lösungen für reale Herausforderungen.

Wenn Sie sich mit den Möglichkeiten des 3D-Drucks befassen, erhalten Sie nicht nur mehr Flexibilität und kürzere Reaktionszeiten, sondern häufig auch wirtschaftliche und ökologische Vorteile. Der Weg von der Idee zur Umsetzung war noch nie so direkt wie heute.

Von der Idee zur Umsetzung – gemeinsam mit einem erfahrenen Partner

Sie möchten wissen, ob 3D-Druck auch in Ihrem Unternehmen Potenziale freisetzen kann?
Lassen Sie uns gemeinsam analysieren, wie additive Fertigung Ihre Prozesse effizienter, flexibler und wirtschaftlicher macht – ganz gleich, ob es um Prototypen, Betriebsmittel oder Serienfertigung geht.

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